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Andere Orte beherrbergen in den Räumlichkeiten, die an die Gemeindeverwaltung anschließen zumeist eine kleine Bücherrei. In Weiden hat man zwei Dinge bemerkt: Gelesen wird hier sowieso nur im Herbst und in die Bücherregale kann man ohne Umbau auch Weinflaschen stellen. Als wurde schnurstracks umkonzipiert.
Ich will ehrlich sein: Wer eine sehr gut sortierte Vinothek sucht, oder ein besonderes Kosterlebnis haben möchte, wird sich in Purbach, Neusiedel oder gar Eisenstadt besser aufgehoben fühlen. Wer aber einen Hauch Skurrilität und den Charme des Besonderen schätzt, der sollte eine halbe Stunde seines Weinurlaubes dafür aufwenden, diesen zweifellos einzigartigen Ort zu besuchen.
Ein langer Schreibtisch verbindet den Empfang der Gemeindeverwaltung mit der "Weinbücherei" – das ist praktisch gedacht, denn an Werktagen kann ja die Susi vom Meldeamt oder die Doris aus dem Kopierkammerl die Vinothek mitbetreuen.
Vom örtlichen Bürotiger also mit Weinglas und Guthabenkarte ausgestattet, kann man die Erzeugnisse von 12 Weidner Winzern und Schnapsbrennern aus einem Verkostunsgautomaten drücken – es ist das selbe System wie in Purbach.
Die besondere Atmosphäre, das leicht schrullige Konzept und die Tatsache, dass man sich in einer ehemaligen Gemeindebibliothek im beisein der Verwaltungsangestellten schon am Vormittag einen herzeigbaren Rausch zurüsten kann, machen die Weidner Vinothek zu einem Kleinod, das man mal gesehen haben muss.
